GESCHICHTE ANATOLIENS

Geschichte Anatoliens

Die Siedlungsgeschichte Anatoliens ist lang: Am Ausgrabungsort Pınarbaşı im zentralanatolischen Hochland deuten Funde aus den Jahren 8500-8000 v. Chr. bereits auf Sesshaftigkeit hin. Erste schriftliche Quellen stammen von 2000 v. Chr. und sind in assyrischer Schrift verfasst.

anatolē ist Altgriechisch und heisst Osten. Die Byzantiner machten aus diesem Wort einen Begriff für eine ihrer Militärverwaltungseinheiten in Kleinasien: Anatolikon. Hieraus ist später der heutige Name Anatolien (türk.: Anadolu) entstanden.

Ab 1600 v. Chr. entsteht in Anatolien das Reich der Hethiter, etwa zur selben Zeit wird im Südwesten die griechische Stadt Milet gegründet. Von hier aus besiedeln Griechen nach und nach den gesamten kleinasiatischen Küstenstreifen und gründen dort Handels- und Kulturzentren.

Ab dem sechsten Jahrhundert v. Chr. dringen die Perser nach Kleinasien vor und stossen hier bei der berühmten Schlacht von Issos 333 v. Chr. in Kilikien – einer historischen Region, die heute etwa den türkischen Provinzen Adana und Mersin entspricht – mit den Truppen Alexander des Grossen zusammen.

Nach dem Zerfall des Alexanderreiches bilden sich zahlreiche Nachfolgestaaten, darunter Pergamon im Westen (heute Bergama, ca. 80 km nördlich von Izmir), Pontos rund ums Schwarze Meer und Armenien im Osten. Ab 133 v. Chr. fielen Pergamon und Pontos an Rom, Armenien blieb noch mehrere Jahrhunderte als Pufferstaat in verschiedenen Ausdehnungen zwischen Persischem und Römischem Reich bestehen. 395 fällt Anatolien bei der Teilung des Römischen Reiches an Byzanz (Ostrom).

Mit den Arabern kommt ab dem siebten Jahrhundert auch der Islam nach Anatolien. Ab dem 11. Jahrhundert wandern vermehrt islamisierte türkische Stämme ein und gründen 1081 in Konya das Reich der Rum-Seldschuken. Bis zum sogenannten Mongolensturm im 13. Jahrhundert beherrschen sie weite Teile Anatoliens.

Ab dem 14. Jahrhundert gewinnt das kleine türkische Fürstentum der Osmanen an Bedeutung und erlangt mit der Einnahme der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel 1453 die Vormachtstellung auf der kleinasiatischen Halbinsel. Konstantinopel heisst fortan Istanbul und bleibt bis zum Ende des Osmanischen Reiches Zentrum des Vielvölkerstaats, von wo aus der osmanische Sultan in unterschiedlichen Ausdehnungen weite Teile des Vorderen Orients beherrscht und auf dem Balkan bis vor die berühmten Tore von Wien vordringt. Nach einem verlustreichen Ersten Weltkrieg und dem griechisch-türkischen Krieg 1919-22 wird mit dem Friedensvertrag von Lausanne 1923 die Basis für die heutige Republik Türkei geschaffen, die Mustafa Kemal, später bekannt als Atatürk, im Oktober 1923 ausruft.

Früher wie heute besticht Anatolien durch seinen landschaftlichen Facettenreichtum und seine einzigartige ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt. Wer einmal da war, kehrt immer wieder zurück.